- Songtext
- Choreographie
- Animation
- Musik
Seit Jahren schon begeistert der bekannte Vocaloid Musikproduzent Mitchie M mit seinen eigens geschriebenen und produzierten Hatsune Miku Songs. Auch 2020 brachten er und sein Team mit Mai Mai Mai einen Song heraus der schnell ins Ohr geht und im Vergleich zu Miku Songs anderer Produzenten mit einen überaus naturalistischen Stimmklang besticht der seines gleichen sucht. Dieser Song bildet die Grundlage für ein Musikvideo bei dem wir Hatsune Miku auf eine Reise in eine futuristische Welt begleiten. Was es damit auf sich hat und ob sich diese Reise lohnt erfahrt ihr in der nachfolgenden Rezension.
Songtext (Inhalt)
Es ist später Abend als Hatsune Miku durch die Stadt spaziert und plötzlich ihr Smartphone vibriert. Sodann erhält sie eine Mitteilung über die virtuelle Shopping Welt in die sie sich über ihr Smartphone direkt einklinkt. Es dauert nicht lange bis Miku in diese Welt reingesogen wird und noch im Portaltunnel auf dem Weg in diese Welt in ihr neues Kleid schlüpft das vom Stil her entfernt an einem chinesischen Qipao angelehnt ist. Angekommen erblickt man die knallbunte, futuristische Stadt in der es nur um eines geht: Einkaufen.
In dieser Welt singt Miku einen recht eingängigen Song zum Thema Einkaufen. Oft hört man den simplen Refrain „Mai Mai Mai“, das übersetzt nichts anderes bedeutet als „Kaufen, Kaufen, Kaufen“. Und so kann man recht schnell zu dem Schluss kommen das es sich hier um einen reinen Kommerz-Song handelt, der einem ummantelt von einer knallbunten Shoppingwelt und einer niedlichen Gesangsstimme die Freuden des Konsums propagiert. Hört man jedoch genauer hin so steckt da durchaus mehr dahinter als es der Anschein erweckt.
Fangen wir erst mal mit dem kurzen Intro an. Eingangs werden von Miku freudig die sehnsüchtigen Argumente aufgezählt warum man seinen Konsumbedürfnissen nachgeben sollte. „Schön sein“, „Dem Traum näher kommen“, „Sich selbst belohnen“. Schöne Worte verpackt in Mikus niedlicher Gesangsstimme und stets verbunden mit der (scheinbar) einzigen Maßnahme zur Erreichung dieser Ziele: Einkaufen. Damit wird man schon direkt eingestimmt sobald es in die bunte Shoppingwelt geht.
Mit dem Bekenntnis von Mikus Liebe zum Einkaufen geht es direkt weiter mit der ersten Strophe. Es fängt direkt damit an das Miku singt, dass ihre Mutter zu ihr sagte das man Träume nicht mit Geld kaufen kann was ein Widerspruch zu dem ist was sie im Intro sang. Damit hält sie sich jedoch nicht allzu lange auf und geht stattdessen dazu über auf ihr neues Kleid zu sprechen zu kommen was sie in der virtuellen Shoppingwelt anprobieren kann. Dabei ergeht sie sich immer mehr in dieser virtuellen „Traumwelt“ und auch wie einfach da alles abläuft. So werden einem nach nur wenigen Klicks die Waren von Dronen geliefert.
„I Love Shopping“
Der erste Teil des darauffolgenden Refrains entspricht soweit dem Intro. Im unmittelbar nachfolgenden Teil bestreitet Miku jedoch das die Befriedigung durchs Einkaufen sich rein auf das materielle bezieht. Es soll das Erlebnis an sich im Mittelpunkt stehen verbunden mit dem Hinweis das man deshalb nicht zögern sollte und diese Gelegenheit nicht so schnell wiederkommt.
Je nachdem wie man ideologisch dazu steht kann das für einen selbst entweder nach einem Albtraum oder ein Paradies klingen.
Überaus nachdenklich stimmt wie in der ersten Strophe auch schon der Beginn der zweiten Strophe. Da singt Miku wie nachrangig doch die Liebe geworden ist und es sie hin und wieder einsam macht deshalb alleine im Fokus zustehen. Als Lösung besingt sie die virtuelle Shoppingwelt und wie einfach es ist sich von der dortigen K.I. ein Geschenk vorschlagen zu lassen das man an jemanden an den man gerade denkt schicken lassen kann. Defizite im sozialen sollen mit materiellen Gütern gefüllt werden. Auch da bilden sich Widersprüche zum vorher besungenem Inhalt.
In der Bridge (Überleitung zum Refrain) fällt eine Strophe besonders auf. Nämlich das diese Dronen mit denen u.a. auch die Geschenke geliefert werden sollen einem den „Herzschlag“ liefern der durchaus für Überraschung sorgen kann. Was mit dem „Herzschlag“ gemeint ist dürfte recht klar sein. Nämlich das Geschenk was über die virtuelle Shoppingwelt geordert wurde. Doch kann ein materielles Geschenk, was obendrein auch noch von einer K.I. für einen ausgesucht wurde wirklich das ersetzen was das persönliche Miteinander auszeichnet und von Intimität, dem Füreinander Dasein, Nähe, Zuneigung usw. geprägt ist? Diese Frage wird hier offen gelassen und so geht es weiter mit dem Refrain.
Diesmal jedoch abgewandelt im Vergleich zu vorher und leicht variierten Rhythmus wo Miku etwas abbremst und alsbald wieder zu ihrem normalen Gesangsrhythmus übergeht. Während sie in einem futuristischen Flugauto durch die Stadt gleitet betont sie Inhaltlich den Aspekt Aufmerksamkeit zu erregen durch die Einkäufe, was sie mit der Strophe abschließt nicht allzu weiter negativ zu denken. Daraus könnte man eine gewisse Unsicherheit ableiten bezüglich des Einkaufserlebnisses, was mit dieser Strophe direkt abgewürgt wird. Damit hört es aber nicht auf. Im Refrain beteuert Miku weiter das es absolut keinen Grund gibt in die reale Welt zurückzukehren gefolgt von der Feststellung das Liebe unbezahlbar ist.
Der Refrain endet mit einem unvollendeten Satz bezüglich des Lebens, wo man lediglich spekulieren kann was da ausgedrückt werden sollte. Dieser Refrain im Mittelteil des Songs ist durch besonders gehäufte auffällige Widersprüche geprägt, die anders als vorher unsicher wirken und wo die gegenteiligen Beteuerungen für die Shoppingwelt die Zweifel nur noch schwer übertünchen können.
Mit der nächsten Bridge haben wir hier einen elektrolastigen Instrumentalabschnitt, wo man sehen kann wie Miku im Videospiel 2D Retrolook durch die Gegend läuft und einen Kauf nach dem anderen tätigt, um ihre Lebensanzeige wieder aufzufüllen und so am Ende einen perfekten Score landet. Dabei ertönt nach jedem Kauf ein klassisches Kling-Geräusch der in Retrogames immer ertönt wenn man einen neuen Item eingesammelt hat. Auch dieser Instrumentalpart lässt einen gewissen Interpretationsspielraum zu. Am naheliegendsten könnte man da sagen, dass die Items in Form von Kleider-Accessoires die sie durch die Käufe erhält ihr „Lebenselexier“ sind ohne die sie nicht lange überleben kann. Ein kritischer Ansatz den man durchaus näher beleuchten kann im Rahmen eines ausführlicheren Essays zum modernen Konsumverhalten.
Schließlich kommen wir zum Outro, der inhaltlich und vom Rhythmus her auch dem Refrain entspricht. Unmittelbar danach wird aus der virtuellen Shoppingwelt rausgezoomt wo Miku ihren Einkauf abschließt.
Der Song an sich liefert eine wahre Achterbahnfahrt durch die virtuelle Shoppingwelt mit mehreren kritischen Denkansätzen, die im Widerspruch zu der in diesem Song propagierten ultimativen Lösung stehen. Diese fallen einem nicht direkt auf dem ersten Blick auf da Hatsune Miku diese so unschuldig und niedlich wie eh und je besingt das man allzu schnell davon eingelullt wird. Doch hört man genauer hin so fallen einem diese Widersprüche durchaus auf, die zunächst nur anfänglich kurz geäußert werden um gleich direkt mit den Vorzügen der bunten Shoppingwelt abzulenken. Im Mittelteil nehmen die Widersprüche jedoch zu und die Argumente für diese Shoppingwelt gehen da fast unter. Wirken auch nicht mehr ganz so selbstsicher. Gegen Ende hin legt sich das jedoch.
Inhaltlich ist der Song alles andere als eine reine Konsumpropaganda. Er ist jedoch auch keine klare Kritik am modernen Konsumverhalten. Dafür geht der Song nicht weit genug und verpasst gegen Ende nochmal eine nachdrückliche Botschaft zu senden die an einem hängenbleibt. So bleibt immer noch ein süß klingender Miku Song, der inhaltlich zweigleisig fährt und zwischen Selbstkritik am eigenen Konsumverhalten und der Lobpreisung für Konsum als Lösung die Lücke im Herzen zu füllen schwankt.
Choreographie & Cinematographie
Auffällig ist bei Mikus Tanzchoreographie das sie recht offen ausgearbeitet ist. Charakteristisch sind dabei ihre weiten Armbewegungen. Diese verlaufen geradezu fließend und sind zentral für Steuerung und Bedienung der virtuellen Shoppingwelt die ihr aktives Handeln darstellen. Ebenfalls gehören langsame Umdrehungen zur Choreographie mit dazu. Damit macht Miku sich immer wieder ein Bild von ihrer Umgebung. Dabei dreht sich die Kamera teilweise ebenso mit, sodass der Zuschauer genauso rundum sehen kann was auch Miku so zu sehen bekommt.
Auch sonst zeigt sich die Choreographie Gestenreich und bildet mit dem Songtext eine Einheit. So bewegt Miku ihren Zeigefinger hin und her, was ihre Verneinung unterstützt das es beim Einkauf nicht rein um das materielle geht um unmittelbar danach doch die Hand vorm Mund zu halten als hätte man sie bei irgendwas ertappt oder sie dreht sich im Kreis wenn sie darüber singt das man sich in einem positiven Zyklus (des Einkaufens) herumdrehen kann.
Nicht vernachlässigen sollte man natürlich ihre Beinarbeit. Diese fällt jedoch eher langsam aus und nimmt erst beim Refrain etwas mehr Tempo an. Der Fokus der Choreographie liegt klar bei ihren Armbewegungen die deutlich umfangreicher sind und auch gegenüber den Beinbewegungen eine Spur schneller sind. Zwischendrin kommen auch noch ausgiebige Hüftbewegungen hinzu, wo sie zum Teil sich auch mit dem Oberkörper weiter nach vorne neigt. Auch da liegt der Fokus mehr auf ihre Armbewegungen und Gestiken. In dem Fall hält sie sich mit der linken Hand an der Hüfte fest während sie ihre rechte Hand etwas neben ihrem Gesicht hält und so eine Geste vollführt die mit dem Zurufen einer weiter entfernt stehenden Person vergleichbar ist und wo man dabei auch unbewusst die Hände zu einem Sprachrohr formt. In Verbindung mit Mikus überaus sanften und niedlichem Gesang kann man das durchaus als Einladung in die virtuelle Shoppingwelt interpretieren.
Die Kameraarbeit nimmt sich in diesem Musikvideo kaum zurück. Im Gegenteil. Hier wird mit weiten Aufnahmen, wo die Shoppingwelt mit ihrer futuristischen Stadt so richtig zur Geltung kommt und Kamerafahrten nicht gegeizt wobei auch hier darauf Wert gelegt wurde das diese nicht allzu mechanisch wirken. Es wird hierbei auch nicht allzu ausufernd, sodass die Augen der Zuschauer nicht allzu überbeansprucht werden. So weiß man stets wo man sich gerade befindet und auch in was für einer Welt. Die Orientierung geht einem nicht verloren wenn Miku etwa mal ihren Standort in der Stadt wechselt.
Die Kamerafahrten und -einstellungen lassen Mikus Tanzchoreographie zusätzlich gut zur Geltung kommen.
Das liegt daran das die Kamera trotz allem stets auf Miku gerichtet ist, die natürlich der Star dieses Musikvideos ist. Hier wird das sogenannte Center Framing erfolgreich und konsequent durchgezogen. Das bedeutet das hier der wesentliche Bildausschnitt immer um die Mitte des Bildes angeordnet wird. So muss das Auge nicht ständig nach einem neuen Fixpunkt suchen an dem es sich neu orientieren muss. Auch wenn die futuristische Stadt, auf die ich später nochmal genauer eingehen werde, durchaus schön anzusehen ist vergisst Mitchie M nicht das der wesentliche Kern des Musikvideos natürlich Hatsune Miku ist auf die man sich in erster Linie fokussiert.
Insgesamt ist die Choreographie sehr einladend und es macht durchaus Spaß dieser zuzusehen. Miku strahlt mit ihren offenen Bewegungen Sympathie, Unschuld und Liebenswürdigkeit aus, was ganz gut zu ihr passt. Die Kamera unterstützt das ganze zusätzlich noch.
Animation & Optik
Um direkt zum offensichtlichem zu kommen. So natürlich wie Mikus Stimme in „Mai Mai Mai“ klingt so natürlich wirken auch ihre Tanzbewegungen. Schon an diesem Punkt wird die Hohe Qualitätsarbeit von Mitchie M deutlich. Über weite Strecken tanzt und rekelt sich Miku wie eine richtige Frau. Das macht auch den Reiz dieses Musikvideos aus. Natürlich ist da nicht alles perfekt. So wirkt Miku ganz am Anfang des Musikvideos als sie durch die dunkle Straße spaziert eher plastisch und steif. Auch ihre Frisur macht da nicht unbedingt einen natürlichen Eindruck. In diesem kleinen Abschnitt wurde sich etwas weniger Mühe gegeben. Zudem wirkt die Animation an einer Stelle überladen und kommt so an ihre Grenzen. Das alles schadet dem Gesamteindruck der Animation jedoch kaum.
Außerhalb der bunten Shoppingwelt wirken die Animationen nicht ganz so gut ausgearbeitet und Miku bleibt eher steif.
Vor allem im Vergleich zu vielen anderen Miku Musikvideos, wo gar nicht erst versucht wird sie in irgendeiner Form natürlich darzustellen wirkt Miku in „Mai Mai Mai“ geradezu menschlich und nahbar. Ihre Bewegungen sind fließend, ohne „mechanisch“ auszusehen und Kleidung und Accessoires bewegen und wippen sich mit ihr und wirken nicht wie draufgeklebt oder anmontiert.
Nicht nur Miku selbst wurde hervorragend animiert. Auch die Umwelt besticht mit vielen Details. Nichts bleibt statisch. Alles bleibt in Bewegung. Seien es die Flugautos im Hintergrund, die Drohnen die die Waren ausliefern, die Werbebotschaften die virtuell an den Gebäuden laufen, die Laternen die im Hintergrund schweben und leuchten und noch einiges mehr. So fühlt sich auch die futuristische Stadt überaus lebendig an und das obwohl Miku das einzige „menschliche“ Wesen ist was man da zu sehen bekommt.
Die Animationsarbeit besticht durch viel Liebe zum Detail. So fühlt sich auch die Umwelt lebendig an.
Etwas Abwechslung gibt es als nach Mikus Fahrt mit dem Flugauto, wo sie gerade dabei ist ihre Zahlung abzuwickeln, plötzlich zu einem 2D Videospiel-Retrolook gewechselt wird. Auch das hat man mit viel Liebe zum Detail sehr schön animiert und holt damit auch die etwas älteren Fans ab. Abgerundet wird das Spektakel noch mit einem kleinen Feuerwerk bei Nacht, während Miku in der durch die bunten Reklametafeln hell erleuchteten Stadt tanzt. Es handelt sich dabei um digital erzeugte Feuerwerkseffekte, die ihre Wirkung nicht verfehlen und eine wahre Augenweide sind.
Trotz des Stilbruchs fügt sich auch die Videoretrospiel Passage ganz gut in das Gesamtbild des futuristisch geprägten Musikvideos ein.
Optisch präsentiert sich die Welt in knallbunten Bonbonfarben. So erscheint einem diese Shoppingwelt wie eine moderne Traumwelt, fast schon ein futuristisches Disneyland. Dabei ist die Welt hell erleuchtet und auch ein gewisser Blureffekt kommt zum Einsatz, was dieses Traumgefühl leicht verstärkt. Stellenweise übertreibt man es jedoch mit dem Blureffekt was dazu führt das man davon ein wenig erschlagen wird. Hier wäre weniger mehr gewesen. Die helle bonbonfarbene Shoppingwelt stellt sogleich auch einen starken Kontrast zu der dunkleren und nüchternen realen Welt dar in der man Miku zu Anfang und zu Ende kurz im Musikvideo sieht. Wie gesagt sind diese kurzen Passagen leider nicht ganz so gut ausgearbeitet wie der eigentliche Hauptteil. Da ließ die Sorgfalt etwas zu wünschen übrig, aber das ist meckern auf hohem Niveau.
Im Großen und Ganzen hat man es hier mit einem der mit Abstand hochwertigsten Animationen zu tun im Bereich der Vocaloid Musikvideos. Mitchie M und sein Team haben hier herausragende Arbeit geleistet und haben großen Wert darauf gelegt das nicht nur Hatsune Miku selbst, sondern auch die Welt um sie herum so lebendig wie möglich erscheint trotz dem Ausbleiben weiterer Protagonisten. Da hatte ich schon andere Vocaloid Musikvideos gesehen, die trotz mehrerer Backgroundtänzer/-innen bei weitem nicht so menschlich und natürlich aussahen wie „Mai Mai Mai“ und das ist schon eine Leistung die sich sehen lassen kann trotz kleinerer Schwachstellen.
Das Feuerwerk am Ende ist eine wahre Augenweide und kann sich sehen lassen.
Fazit
„Mai Mai Mai“ ist auf dem ersten Blick ein kunterbuntes Spektakel mit einer niedlichen Hatsune Miku die einen unschuldig klingenden süßen Song singt. Eventuell kann einem das knallbunte und besonders heiter wirkende Musikvideo einem zu viel werden so das man sich schnell davon abwendet. Mich persönlich konnte dieses Musikvideo schnell von sich überzeugen. Natürlich zu Anfang wegen der beeindruckenden Optik, aber die eigentlichen Qualitäten und Stärken dieses Musikvideos werden da recht schnell deutlich. Zum einen die herausragende Arbeit bei der Animation, wo für Vocaloid-Verhältnisse untypisch sehr auf ein natürliches Feeling geachtet wurde. Gleiches auch bei Mikus Gesangsstimme die so abgemischt wurde das jeglicher Anflug von mechanischem Synthesizer weitestgehend verschwindet und man so tatsächlich meinen könnte das der Song von einer echten Sängerin in der Form komplett gesungen wurde.
Was mich auch noch überrascht und den besonderen Reiz dieses Musikvideos ausmacht ist, dass bei genauerer Betrachtung mehr dahinter steckt als es den Anschein erweckt. Oberflächliche und hohle Songs mit ihren Musikvideos gibt es wie Sand am Meer. Die erregen schon mal recht schnell die Aufmerksamkeit. Es dauert jedoch nicht lange bis man diesen schnell überdrüssig wird, weil mit der Zeit einem das ganze einfach nur noch langweilt und man es schließlich gar nicht mehr hören und sehen will.
Bei „Mai Mai Mai“ ist es anders. Mit jedem Male fallen einem immer weitere Details auf, die bei einem für einen gewissen Aha-Effekt sorgen können.
So klingt etwa der Song an sich beim ersten mal wie eine heitere, aber oberflächliche Lobeshymne auf die Freuden des modernen Konsums. Hört man da genauer hin so fallen einem schon bald die ersten Widersprüche auf die darin ausgedrückt werden und zumindest ausreichen da kurz inne zu halten und darüber ein wenig zu reflektieren. Dies sorgte bei mir dafür das ich das Musikvideo nun mehr aus einem melancholischeren Blickwinkel aus betrachte. Etwa wenn Hatsune Miku scheinbar ganz unbedarft mit ihrer niedlichen Stimme die innere Leere in ihrem Herzen ausdrückt, die sie allseits versucht in dem futuristischen Shoppingparadies zu füllen mit all ihren technischen Gimmicks und Annehmlichkeiten.
Dabei harmonieren ihre Tanzbewegungen stets zu ihrem Gesang und Text und bilden so eine stimmige Einheit. Die Kamera lässt auch stets das wesentliche nicht außer Acht und unterstützt mit den passenden Kamerafahrten und -schwenks die emotionale Achterbahnfahrt durch die Shoppingwelt.
Es lohnt sich durchaus einen Blick in „Mai Mai Mai“ zu werfen und sicherlich hat dieses Musikvideo weitaus mehr Anerkennung verdient als aktuell der Fall ist. Mir selber wurde auch trotz mehrmaligem Guckens nie langweilig. Denn dafür ist dieses Musikvideo eine zu große Augenweide und auch der Song selbst offenbart einem mehr als es der Anschein erweckt. So was finde ich immer ganz angenehm.
Von meiner Seite daher eine klare Empfehlung und es schadet nicht sich das Ganze mindestens einmal komplett angeschaut zu haben. Für Miku Fans sowieso ein muss.
PS: Ich habe in meiner Rezension darauf verzichtet genauer auf die Musik und den Gesang einzugehen da mir die fachliche Expertise dazu fehlt um eine vernünftige Analyse dazu abgeben zu können, die nicht aus mehr besteht als nur oberflächlichem Blabla. Dennoch habe ich diesen Punkt mit sehr gut bewertet, weil da Melodie und Rhythmus zum einen eingängig sind und dabei nicht allzu eintönig klingen auf Dauer. Zudem hält sie sich auch angenehm im Hintergrund zurück, was hier genau richtig ist, da sie sonst den Gesang überdröhnt hätte. Was Mikus Gesang an sich betrifft so hab ich in der Rezension schon an verschiedenen Stellen angemerkt wie sehr mir der überaus gut abgemischte und natürliche Klang dieser mir sehr zusagt und auch überaus gelungen ist.
Songtext (Inhalt)
Es ist später Abend als Hatsune Miku durch die Stadt spaziert und plötzlich ihr Smartphone vibriert. Sodann erhält sie eine Mitteilung über die virtuelle Shopping Welt in die sie sich über ihr Smartphone direkt einklinkt. Es dauert nicht lange bis Miku in diese Welt reingesogen wird und noch im Portaltunnel auf dem Weg in diese Welt in ihr neues Kleid schlüpft das vom Stil her entfernt an einem chinesischen Qipao angelehnt ist. Angekommen erblickt man die knallbunte, futuristische Stadt in der es nur um eines geht: Einkaufen.
In dieser Welt singt Miku einen recht eingängigen Song zum Thema Einkaufen. Oft hört man den simplen Refrain „Mai Mai Mai“, das übersetzt nichts anderes bedeutet als „Kaufen, Kaufen, Kaufen“. Und so kann man recht schnell zu dem Schluss kommen das es sich hier um einen reinen Kommerz-Song handelt, der einem ummantelt von einer knallbunten Shoppingwelt und einer niedlichen Gesangsstimme die Freuden des Konsums propagiert. Hört man jedoch genauer hin so steckt da durchaus mehr dahinter als es der Anschein erweckt.
Fangen wir erst mal mit dem kurzen Intro an. Eingangs werden von Miku freudig die sehnsüchtigen Argumente aufgezählt warum man seinen Konsumbedürfnissen nachgeben sollte. „Schön sein“, „Dem Traum näher kommen“, „Sich selbst belohnen“. Schöne Worte verpackt in Mikus niedlicher Gesangsstimme und stets verbunden mit der (scheinbar) einzigen Maßnahme zur Erreichung dieser Ziele: Einkaufen. Damit wird man schon direkt eingestimmt sobald es in die bunte Shoppingwelt geht.
Mit dem Bekenntnis von Mikus Liebe zum Einkaufen geht es direkt weiter mit der ersten Strophe. Es fängt direkt damit an das Miku singt, dass ihre Mutter zu ihr sagte das man Träume nicht mit Geld kaufen kann was ein Widerspruch zu dem ist was sie im Intro sang. Damit hält sie sich jedoch nicht allzu lange auf und geht stattdessen dazu über auf ihr neues Kleid zu sprechen zu kommen was sie in der virtuellen Shoppingwelt anprobieren kann. Dabei ergeht sie sich immer mehr in dieser virtuellen „Traumwelt“ und auch wie einfach da alles abläuft. So werden einem nach nur wenigen Klicks die Waren von Dronen geliefert.
„I Love Shopping“
Der erste Teil des darauffolgenden Refrains entspricht soweit dem Intro. Im unmittelbar nachfolgenden Teil bestreitet Miku jedoch das die Befriedigung durchs Einkaufen sich rein auf das materielle bezieht. Es soll das Erlebnis an sich im Mittelpunkt stehen verbunden mit dem Hinweis das man deshalb nicht zögern sollte und diese Gelegenheit nicht so schnell wiederkommt.
Je nachdem wie man ideologisch dazu steht kann das für einen selbst entweder nach einem Albtraum oder ein Paradies klingen.
Überaus nachdenklich stimmt wie in der ersten Strophe auch schon der Beginn der zweiten Strophe. Da singt Miku wie nachrangig doch die Liebe geworden ist und es sie hin und wieder einsam macht deshalb alleine im Fokus zustehen. Als Lösung besingt sie die virtuelle Shoppingwelt und wie einfach es ist sich von der dortigen K.I. ein Geschenk vorschlagen zu lassen das man an jemanden an den man gerade denkt schicken lassen kann. Defizite im sozialen sollen mit materiellen Gütern gefüllt werden. Auch da bilden sich Widersprüche zum vorher besungenem Inhalt.
“恋は二の次三の次で過ごしてるけれど”
(koi wa ninotsugi sannotsugi de sugoshiteru keredo)
„Heutzutage ist Liebe zweit- und drittrangig“
In der Bridge (Überleitung zum Refrain) fällt eine Strophe besonders auf. Nämlich das diese Dronen mit denen u.a. auch die Geschenke geliefert werden sollen einem den „Herzschlag“ liefern der durchaus für Überraschung sorgen kann. Was mit dem „Herzschlag“ gemeint ist dürfte recht klar sein. Nämlich das Geschenk was über die virtuelle Shoppingwelt geordert wurde. Doch kann ein materielles Geschenk, was obendrein auch noch von einer K.I. für einen ausgesucht wurde wirklich das ersetzen was das persönliche Miteinander auszeichnet und von Intimität, dem Füreinander Dasein, Nähe, Zuneigung usw. geprägt ist? Diese Frage wird hier offen gelassen und so geht es weiter mit dem Refrain.
Diesmal jedoch abgewandelt im Vergleich zu vorher und leicht variierten Rhythmus wo Miku etwas abbremst und alsbald wieder zu ihrem normalen Gesangsrhythmus übergeht. Während sie in einem futuristischen Flugauto durch die Stadt gleitet betont sie Inhaltlich den Aspekt Aufmerksamkeit zu erregen durch die Einkäufe, was sie mit der Strophe abschließt nicht allzu weiter negativ zu denken. Daraus könnte man eine gewisse Unsicherheit ableiten bezüglich des Einkaufserlebnisses, was mit dieser Strophe direkt abgewürgt wird. Damit hört es aber nicht auf. Im Refrain beteuert Miku weiter das es absolut keinen Grund gibt in die reale Welt zurückzukehren gefolgt von der Feststellung das Liebe unbezahlbar ist.
Der Refrain endet mit einem unvollendeten Satz bezüglich des Lebens, wo man lediglich spekulieren kann was da ausgedrückt werden sollte. Dieser Refrain im Mittelteil des Songs ist durch besonders gehäufte auffällige Widersprüche geprägt, die anders als vorher unsicher wirken und wo die gegenteiligen Beteuerungen für die Shoppingwelt die Zweifel nur noch schwer übertünchen können.
“愛はプライスレスなのよ”
(ai wa puraisuresu na no yo)
„Liebe ist unbezahlbar, weist du“
Bei der dritten Strophe geht Miku in einen Sprechgesang über und zieht das Tempo etwas an, sodass der Inhalt zunächst nicht allzu leicht zu erfassen ist. Hier drückt sie nochmal all ihre Sehnsüchte aus die sie glaubt mit ihren Einkäufen erreichen zu können. Abgerundet wird das mit „Smile and Pay“. Man kann diese Strophe durchaus als eine Selbstvergewisserung deuten das mit dem bewussten Schritt zum Kaufabschluss, was mit der unmittelbaren Zahlung einhergeht, alles gut wird und man damit durchaus glücklich sein kann.„Liebe ist unbezahlbar, weist du“
Mit der nächsten Bridge haben wir hier einen elektrolastigen Instrumentalabschnitt, wo man sehen kann wie Miku im Videospiel 2D Retrolook durch die Gegend läuft und einen Kauf nach dem anderen tätigt, um ihre Lebensanzeige wieder aufzufüllen und so am Ende einen perfekten Score landet. Dabei ertönt nach jedem Kauf ein klassisches Kling-Geräusch der in Retrogames immer ertönt wenn man einen neuen Item eingesammelt hat. Auch dieser Instrumentalpart lässt einen gewissen Interpretationsspielraum zu. Am naheliegendsten könnte man da sagen, dass die Items in Form von Kleider-Accessoires die sie durch die Käufe erhält ihr „Lebenselexier“ sind ohne die sie nicht lange überleben kann. Ein kritischer Ansatz den man durchaus näher beleuchten kann im Rahmen eines ausführlicheren Essays zum modernen Konsumverhalten.
“なりたい私を purchase now“
(naritai watashi wo purchase now)
„Jetzt das einkaufen, um die Person zu sein die ich sein möchte“
Schließlich kommen wir zum Outro, der inhaltlich und vom Rhythmus her auch dem Refrain entspricht. Unmittelbar danach wird aus der virtuellen Shoppingwelt rausgezoomt wo Miku ihren Einkauf abschließt.
Der Song an sich liefert eine wahre Achterbahnfahrt durch die virtuelle Shoppingwelt mit mehreren kritischen Denkansätzen, die im Widerspruch zu der in diesem Song propagierten ultimativen Lösung stehen. Diese fallen einem nicht direkt auf dem ersten Blick auf da Hatsune Miku diese so unschuldig und niedlich wie eh und je besingt das man allzu schnell davon eingelullt wird. Doch hört man genauer hin so fallen einem diese Widersprüche durchaus auf, die zunächst nur anfänglich kurz geäußert werden um gleich direkt mit den Vorzügen der bunten Shoppingwelt abzulenken. Im Mittelteil nehmen die Widersprüche jedoch zu und die Argumente für diese Shoppingwelt gehen da fast unter. Wirken auch nicht mehr ganz so selbstsicher. Gegen Ende hin legt sich das jedoch.
Inhaltlich ist der Song alles andere als eine reine Konsumpropaganda. Er ist jedoch auch keine klare Kritik am modernen Konsumverhalten. Dafür geht der Song nicht weit genug und verpasst gegen Ende nochmal eine nachdrückliche Botschaft zu senden die an einem hängenbleibt. So bleibt immer noch ein süß klingender Miku Song, der inhaltlich zweigleisig fährt und zwischen Selbstkritik am eigenen Konsumverhalten und der Lobpreisung für Konsum als Lösung die Lücke im Herzen zu füllen schwankt.
Choreographie & Cinematographie
Auffällig ist bei Mikus Tanzchoreographie das sie recht offen ausgearbeitet ist. Charakteristisch sind dabei ihre weiten Armbewegungen. Diese verlaufen geradezu fließend und sind zentral für Steuerung und Bedienung der virtuellen Shoppingwelt die ihr aktives Handeln darstellen. Ebenfalls gehören langsame Umdrehungen zur Choreographie mit dazu. Damit macht Miku sich immer wieder ein Bild von ihrer Umgebung. Dabei dreht sich die Kamera teilweise ebenso mit, sodass der Zuschauer genauso rundum sehen kann was auch Miku so zu sehen bekommt.
Auch sonst zeigt sich die Choreographie Gestenreich und bildet mit dem Songtext eine Einheit. So bewegt Miku ihren Zeigefinger hin und her, was ihre Verneinung unterstützt das es beim Einkauf nicht rein um das materielle geht um unmittelbar danach doch die Hand vorm Mund zu halten als hätte man sie bei irgendwas ertappt oder sie dreht sich im Kreis wenn sie darüber singt das man sich in einem positiven Zyklus (des Einkaufens) herumdrehen kann.
Nicht vernachlässigen sollte man natürlich ihre Beinarbeit. Diese fällt jedoch eher langsam aus und nimmt erst beim Refrain etwas mehr Tempo an. Der Fokus der Choreographie liegt klar bei ihren Armbewegungen die deutlich umfangreicher sind und auch gegenüber den Beinbewegungen eine Spur schneller sind. Zwischendrin kommen auch noch ausgiebige Hüftbewegungen hinzu, wo sie zum Teil sich auch mit dem Oberkörper weiter nach vorne neigt. Auch da liegt der Fokus mehr auf ihre Armbewegungen und Gestiken. In dem Fall hält sie sich mit der linken Hand an der Hüfte fest während sie ihre rechte Hand etwas neben ihrem Gesicht hält und so eine Geste vollführt die mit dem Zurufen einer weiter entfernt stehenden Person vergleichbar ist und wo man dabei auch unbewusst die Hände zu einem Sprachrohr formt. In Verbindung mit Mikus überaus sanften und niedlichem Gesang kann man das durchaus als Einladung in die virtuelle Shoppingwelt interpretieren.
Die Kameraarbeit nimmt sich in diesem Musikvideo kaum zurück. Im Gegenteil. Hier wird mit weiten Aufnahmen, wo die Shoppingwelt mit ihrer futuristischen Stadt so richtig zur Geltung kommt und Kamerafahrten nicht gegeizt wobei auch hier darauf Wert gelegt wurde das diese nicht allzu mechanisch wirken. Es wird hierbei auch nicht allzu ausufernd, sodass die Augen der Zuschauer nicht allzu überbeansprucht werden. So weiß man stets wo man sich gerade befindet und auch in was für einer Welt. Die Orientierung geht einem nicht verloren wenn Miku etwa mal ihren Standort in der Stadt wechselt.
Die Kamerafahrten und -einstellungen lassen Mikus Tanzchoreographie zusätzlich gut zur Geltung kommen.
Das liegt daran das die Kamera trotz allem stets auf Miku gerichtet ist, die natürlich der Star dieses Musikvideos ist. Hier wird das sogenannte Center Framing erfolgreich und konsequent durchgezogen. Das bedeutet das hier der wesentliche Bildausschnitt immer um die Mitte des Bildes angeordnet wird. So muss das Auge nicht ständig nach einem neuen Fixpunkt suchen an dem es sich neu orientieren muss. Auch wenn die futuristische Stadt, auf die ich später nochmal genauer eingehen werde, durchaus schön anzusehen ist vergisst Mitchie M nicht das der wesentliche Kern des Musikvideos natürlich Hatsune Miku ist auf die man sich in erster Linie fokussiert.
Insgesamt ist die Choreographie sehr einladend und es macht durchaus Spaß dieser zuzusehen. Miku strahlt mit ihren offenen Bewegungen Sympathie, Unschuld und Liebenswürdigkeit aus, was ganz gut zu ihr passt. Die Kamera unterstützt das ganze zusätzlich noch.
Animation & Optik
Um direkt zum offensichtlichem zu kommen. So natürlich wie Mikus Stimme in „Mai Mai Mai“ klingt so natürlich wirken auch ihre Tanzbewegungen. Schon an diesem Punkt wird die Hohe Qualitätsarbeit von Mitchie M deutlich. Über weite Strecken tanzt und rekelt sich Miku wie eine richtige Frau. Das macht auch den Reiz dieses Musikvideos aus. Natürlich ist da nicht alles perfekt. So wirkt Miku ganz am Anfang des Musikvideos als sie durch die dunkle Straße spaziert eher plastisch und steif. Auch ihre Frisur macht da nicht unbedingt einen natürlichen Eindruck. In diesem kleinen Abschnitt wurde sich etwas weniger Mühe gegeben. Zudem wirkt die Animation an einer Stelle überladen und kommt so an ihre Grenzen. Das alles schadet dem Gesamteindruck der Animation jedoch kaum.
Außerhalb der bunten Shoppingwelt wirken die Animationen nicht ganz so gut ausgearbeitet und Miku bleibt eher steif.
Vor allem im Vergleich zu vielen anderen Miku Musikvideos, wo gar nicht erst versucht wird sie in irgendeiner Form natürlich darzustellen wirkt Miku in „Mai Mai Mai“ geradezu menschlich und nahbar. Ihre Bewegungen sind fließend, ohne „mechanisch“ auszusehen und Kleidung und Accessoires bewegen und wippen sich mit ihr und wirken nicht wie draufgeklebt oder anmontiert.
Nicht nur Miku selbst wurde hervorragend animiert. Auch die Umwelt besticht mit vielen Details. Nichts bleibt statisch. Alles bleibt in Bewegung. Seien es die Flugautos im Hintergrund, die Drohnen die die Waren ausliefern, die Werbebotschaften die virtuell an den Gebäuden laufen, die Laternen die im Hintergrund schweben und leuchten und noch einiges mehr. So fühlt sich auch die futuristische Stadt überaus lebendig an und das obwohl Miku das einzige „menschliche“ Wesen ist was man da zu sehen bekommt.
Die Animationsarbeit besticht durch viel Liebe zum Detail. So fühlt sich auch die Umwelt lebendig an.
Etwas Abwechslung gibt es als nach Mikus Fahrt mit dem Flugauto, wo sie gerade dabei ist ihre Zahlung abzuwickeln, plötzlich zu einem 2D Videospiel-Retrolook gewechselt wird. Auch das hat man mit viel Liebe zum Detail sehr schön animiert und holt damit auch die etwas älteren Fans ab. Abgerundet wird das Spektakel noch mit einem kleinen Feuerwerk bei Nacht, während Miku in der durch die bunten Reklametafeln hell erleuchteten Stadt tanzt. Es handelt sich dabei um digital erzeugte Feuerwerkseffekte, die ihre Wirkung nicht verfehlen und eine wahre Augenweide sind.
Trotz des Stilbruchs fügt sich auch die Videoretrospiel Passage ganz gut in das Gesamtbild des futuristisch geprägten Musikvideos ein.
Optisch präsentiert sich die Welt in knallbunten Bonbonfarben. So erscheint einem diese Shoppingwelt wie eine moderne Traumwelt, fast schon ein futuristisches Disneyland. Dabei ist die Welt hell erleuchtet und auch ein gewisser Blureffekt kommt zum Einsatz, was dieses Traumgefühl leicht verstärkt. Stellenweise übertreibt man es jedoch mit dem Blureffekt was dazu führt das man davon ein wenig erschlagen wird. Hier wäre weniger mehr gewesen. Die helle bonbonfarbene Shoppingwelt stellt sogleich auch einen starken Kontrast zu der dunkleren und nüchternen realen Welt dar in der man Miku zu Anfang und zu Ende kurz im Musikvideo sieht. Wie gesagt sind diese kurzen Passagen leider nicht ganz so gut ausgearbeitet wie der eigentliche Hauptteil. Da ließ die Sorgfalt etwas zu wünschen übrig, aber das ist meckern auf hohem Niveau.
Im Großen und Ganzen hat man es hier mit einem der mit Abstand hochwertigsten Animationen zu tun im Bereich der Vocaloid Musikvideos. Mitchie M und sein Team haben hier herausragende Arbeit geleistet und haben großen Wert darauf gelegt das nicht nur Hatsune Miku selbst, sondern auch die Welt um sie herum so lebendig wie möglich erscheint trotz dem Ausbleiben weiterer Protagonisten. Da hatte ich schon andere Vocaloid Musikvideos gesehen, die trotz mehrerer Backgroundtänzer/-innen bei weitem nicht so menschlich und natürlich aussahen wie „Mai Mai Mai“ und das ist schon eine Leistung die sich sehen lassen kann trotz kleinerer Schwachstellen.
Das Feuerwerk am Ende ist eine wahre Augenweide und kann sich sehen lassen.
Fazit
„Mai Mai Mai“ ist auf dem ersten Blick ein kunterbuntes Spektakel mit einer niedlichen Hatsune Miku die einen unschuldig klingenden süßen Song singt. Eventuell kann einem das knallbunte und besonders heiter wirkende Musikvideo einem zu viel werden so das man sich schnell davon abwendet. Mich persönlich konnte dieses Musikvideo schnell von sich überzeugen. Natürlich zu Anfang wegen der beeindruckenden Optik, aber die eigentlichen Qualitäten und Stärken dieses Musikvideos werden da recht schnell deutlich. Zum einen die herausragende Arbeit bei der Animation, wo für Vocaloid-Verhältnisse untypisch sehr auf ein natürliches Feeling geachtet wurde. Gleiches auch bei Mikus Gesangsstimme die so abgemischt wurde das jeglicher Anflug von mechanischem Synthesizer weitestgehend verschwindet und man so tatsächlich meinen könnte das der Song von einer echten Sängerin in der Form komplett gesungen wurde.
Was mich auch noch überrascht und den besonderen Reiz dieses Musikvideos ausmacht ist, dass bei genauerer Betrachtung mehr dahinter steckt als es den Anschein erweckt. Oberflächliche und hohle Songs mit ihren Musikvideos gibt es wie Sand am Meer. Die erregen schon mal recht schnell die Aufmerksamkeit. Es dauert jedoch nicht lange bis man diesen schnell überdrüssig wird, weil mit der Zeit einem das ganze einfach nur noch langweilt und man es schließlich gar nicht mehr hören und sehen will.
Bei „Mai Mai Mai“ ist es anders. Mit jedem Male fallen einem immer weitere Details auf, die bei einem für einen gewissen Aha-Effekt sorgen können.
So klingt etwa der Song an sich beim ersten mal wie eine heitere, aber oberflächliche Lobeshymne auf die Freuden des modernen Konsums. Hört man da genauer hin so fallen einem schon bald die ersten Widersprüche auf die darin ausgedrückt werden und zumindest ausreichen da kurz inne zu halten und darüber ein wenig zu reflektieren. Dies sorgte bei mir dafür das ich das Musikvideo nun mehr aus einem melancholischeren Blickwinkel aus betrachte. Etwa wenn Hatsune Miku scheinbar ganz unbedarft mit ihrer niedlichen Stimme die innere Leere in ihrem Herzen ausdrückt, die sie allseits versucht in dem futuristischen Shoppingparadies zu füllen mit all ihren technischen Gimmicks und Annehmlichkeiten.
Dabei harmonieren ihre Tanzbewegungen stets zu ihrem Gesang und Text und bilden so eine stimmige Einheit. Die Kamera lässt auch stets das wesentliche nicht außer Acht und unterstützt mit den passenden Kamerafahrten und -schwenks die emotionale Achterbahnfahrt durch die Shoppingwelt.
Es lohnt sich durchaus einen Blick in „Mai Mai Mai“ zu werfen und sicherlich hat dieses Musikvideo weitaus mehr Anerkennung verdient als aktuell der Fall ist. Mir selber wurde auch trotz mehrmaligem Guckens nie langweilig. Denn dafür ist dieses Musikvideo eine zu große Augenweide und auch der Song selbst offenbart einem mehr als es der Anschein erweckt. So was finde ich immer ganz angenehm.
Von meiner Seite daher eine klare Empfehlung und es schadet nicht sich das Ganze mindestens einmal komplett angeschaut zu haben. Für Miku Fans sowieso ein muss.
PS: Ich habe in meiner Rezension darauf verzichtet genauer auf die Musik und den Gesang einzugehen da mir die fachliche Expertise dazu fehlt um eine vernünftige Analyse dazu abgeben zu können, die nicht aus mehr besteht als nur oberflächlichem Blabla. Dennoch habe ich diesen Punkt mit sehr gut bewertet, weil da Melodie und Rhythmus zum einen eingängig sind und dabei nicht allzu eintönig klingen auf Dauer. Zudem hält sie sich auch angenehm im Hintergrund zurück, was hier genau richtig ist, da sie sonst den Gesang überdröhnt hätte. Was Mikus Gesang an sich betrifft so hab ich in der Rezension schon an verschiedenen Stellen angemerkt wie sehr mir der überaus gut abgemischte und natürliche Klang dieser mir sehr zusagt und auch überaus gelungen ist.
Ultima modifica del post risale al 20.01.2021 02:13.