Nabari no Ou ist seit langem mal wieder ein Ninja-Anime und versucht, die ausgelutschten Pfade seiner Zunft zu verlassen sowie etwas frischen Wind ins Genre zu bringen.
Dies fängt schon bei der Präsentation an: waren Ninja-Animes bislang vorzugsweise im Fantasybereich angesiedelt und dementsprechend "bunt" und farbenprächtig animiert - allen voran natürlich "Naruto" - geht Nabari no Ou einen anderen Weg. Die ganze Geschichte spielt im hier und jetzt des modernen Japans, und um der etwas tristen Realität gerecht zu werden, sind auch die Farben nicht so knallig gehalten. Aber er ist dennoch in Farbe
Das Setting ist schnell erklärt: der Hauptcharakter ist eine Sensation an Antriebslosigkeit, es scheint schon fast so, als müsste man ihn zum Spaß haben zwingen. Zu alledem ist er rein körperlich das, was man im Allgemeinen als "Hemd" bezeichnet. Also nicht wirklich unsportlich, aber so kleine, schmale und zierliche Personen sollte man bei starkem Wind besser anbinden.
Also genau die richtige Person um Hauptdarsteller(-in) in einem Ninja-shounen zu sein!
Moment mal, Hauptdarsteller(-in)? Fast... dass der Hauptdarsteller auf seiner Schule allgemein als Junge angesehen wird und er im Schulsport nur mit anderen Jungs zusammen unterrichtet wird, sind wohl die einzigen Hinweise, dass es sich tatsächlich um einen Vertreter des männlichen Geschlechts handelt. Ansonsten könnte man ihn nicht nur optisch für ein Mädchen halten - sein offenkundiges Desinteresse am weiblichen Geschlecht tut sein übriges dazu. Aber: eigentlich hat er an garnichts Interesse, also wäre das auch wieder erklärt.
Da trifft es sich gut, dass diese Person einen alten mächtigen Zauber in sich trägt, die ultimative Ninjatechnik welche vor langer Zeit ersonnen worden ist: das "hijutsu" (verborgene Technik). Mit dieser mächtigsten aller Ninjatechniken könnte er der Herrscher der Ninja-Welt (genannt "Nabari") werden - und deswegen wird er gejagt, denn andere wollen das auch. Und ihm deswegen diese Technik aus dem Körper entfernen. Der Tod des Hauptdarstellers scheint dabei durchaus möglich und von Seiten der "bösen Ninjas" durchaus in Kauf genommen zu werden. Nun könnte er natürlich den Kampf aufnehmen, anfangen zu lernen um ein Ninja zu werden und sich wenigstens mit Grundtechniken und seinem hijutsu zu verteidigen - wenn ihm das nicht alles herzlich egal wäre. Es entbrennt ein alter Kampf um Macht aufs neue und die "bösen" wollen Rokujo ans Leder.
Aber das interessiert ihn nicht.
Die "guten" wollen Rokujo beschützen.
Aber das interessiert ihn auch nicht, und so zeigt er sich wenig kooperativ. Weshalb die Beschützer nicht nur mit einem mächtigen Feind aus dem Schatten zu kämpfen haben, sondern sich zudem die Möglichkeit erkämpfen müssen, Rokujo beschützen zu dürfen und zu können.
Habt ihr das jetzt alles gelesen? Ja? Und, ist euch was aufgefallen?
Richtig. Weder der Hauptcharakter noch der Anime nehmen sich oder das Genre so richtig ernst. Wer knallharte Ninja-Action sucht sollte sich eher an Klassiker wie "Basilisk" oder "Ninja Scroll" halten. Aber: dies ist dennoch kein Weichspülanime, es geht auch noch richtig zur Sache. Die Geschichte mit dem hijutsu gewinnt zwar keinen Innovationspreis, taugt aber allemal um einen unterhaltsamen shounen anzuleiern. Die Diskrepanz zwischen der "mir ist alles egal"-Haltung des Protagonisten und der Tatsache, dass er - rein theoretisch - der mächtigste Lebende Ninja ist und der Herrscher über den "Ninja-Untergrund" werden könnte dürfte noch für einige lustige Momente sorgen.
Genauso wie die Tatsache, dass Rokujo scheinbar eine Eigenheit des weiblichen Geschlechts perfekt kopiert hat: mit einem unschuldigen Augenaufschlag bringt er Vertreter der männlichen Spezies in große Verlegenheit. Und nutzt dies, um zu erreichen, was er will. Generell kokettiert der Hauptdarsteller recht häufig mit der Tatsache, dass er wie eine Frau wirkt. Das ist mal ein innovativeres Comedyelement
Wer diesem Anime keine Chance geben will, weil die Story zu "dünn" ist, hier noch ein klitzekleines Spoilerfitzelchen:
Technisch ist der Anime gut gemacht, die Animationen sind schön flüssig, die Kämpfe sauber und gut verfolgbar - man fragt sich nicht ständig, wo jetzt der Shuriken in dem Arm da herkommt oder warum plötzlich fünf Gegner mehr am Boden liegen, ohne dass man etwas gesehen hätte.
Zudem laufen die Kämpfe nicht allzu übertrieben ab, sie sind zwar weit entfernt von physikalischen Gesetzen, aber für die Genre-eigenen Gesetze absolut "glaubwürdig".
Die musikalische Untermalung ist auch ganz gut gewählt, haut aber auch niemanden um. Die Synchronsprecher machen ihren Job ebenfalls gut - und, ja, der Hauptchara hat eine Mädchenstimme. Ich hoffe mal, dass sich bei der Besetzung jemand Gedanken gemacht hat.
Fazit: ein Ninjaanime, der ausgetretene Pfade verlässt - was manchmal etwas erzwungen wirkt. Aber dennoch erfrischend ist. Wer auf Action steht, darf sich das bedenkenlos anschauen, darf aber auch keine Wunderdinge erwarten. Wer auf Ninja-animes steht, der darf dieser Serie bislang gut und gerne die Note 8,5 geben. Denn erstens gibt es soetwas in letzter Zeit recht selten, zweitens sind die Fans des Genres durch Bleach und Naruto in letzter Zeit nicht sonderlich verwöhnt (Diesen Fans spreche ich noch eine Warnung aus: trinkt vorher einen Kaffee. Kämpfe sind innerhalb von einer Folge zu Ende und was die Hintergrundgeschichte betrifft: wofür Bleach und Naruto eine Folge brauchen, wird hier in einem 15 Sekunden-Clip abgehandelt. ).
Drittens: er ist einfach unterhaltsam. Ich mag Ninja-Animes und freue mich auf die nächsten Folgen. Kann auch eine Begründung sein.
P.S.: Nach Ende der Serie gibt es wenig hinzuzufügen. Erwähnenswert sollten zwei Dinge sein: erstens ist die Action über die Gesamtlänge gesehen doch eher etwas im Hintergrund. Sie ist nicht so spektakulär wie in "normalen" Shonen und die Jutsus werden nicht annähernd in dem Maße zelebriert wie in typischen Vertretern des Genres. Es wird mehr Wert auf Persönlichkeitsentwicklung gelegt. Würde ja nichts ausmachen, wenn da nicht Punkt zwei wäre. Bei Punkt zwei geht es darum dass sich die Autoren für die Persönlichkeitsentwicklung der Hauptpersonen sehr viel Zeit lassen. Was im Grunde nicht schlechtes ist und jedem ermöglicht ja nichts zu verpassen, war für mich stellenweise eine Tortur. Ich brauche Dinge nicht fünfmal zu sehen/hören, um zu verstehen wie der Hase läuft. Deswegen hat dieser Anime - obwohl er nett & hübsch & mit einem gut gemachten Cast versehen ist - für mich einfach seine Längen gehabt. Gegen Ende nahm er zwar wieder etwas Tempo auf, aber im dritten Viertel brauchte er einfach zuviel Zeit um das wenige an Handlung zu präsentieren.
Endfazit: wer Ninjaaction sucht muss leider weitersuchen. Wer etwas Ninjaaction mit viel Persönlichkeitsentwicklung/Zwischenmenschlicher Beziehung möchte, der darf sich das ruhig anschauen. Leider hat es der Anime versäumt auf die durchaus auftretenden Fragen bezüglich "was braucht es um glücklich zu sein" und "mit welchen Mitteln darf man nach seinem Glück oder auch dem Glück aller menschen streben" einzugehen, sie dienten mehr als Aufhänger der gen Ende doch etwas halbseidenen Geschichte. Wenn man sieht dass es 25% Action, 25% Tiefgang und 50% zwischenmenschliche Beziehung gibt werde ich den Verdacht nicht los dass hier zwanghaft versucht wurde mehrere Zielgruppen auf einmal anzusprechen. Dieser Anime hat gute und schlechte Seiten - und genauso zwiegespalten ist meine Meinung über ihn.
Dies fängt schon bei der Präsentation an: waren Ninja-Animes bislang vorzugsweise im Fantasybereich angesiedelt und dementsprechend "bunt" und farbenprächtig animiert - allen voran natürlich "Naruto" - geht Nabari no Ou einen anderen Weg. Die ganze Geschichte spielt im hier und jetzt des modernen Japans, und um der etwas tristen Realität gerecht zu werden, sind auch die Farben nicht so knallig gehalten. Aber er ist dennoch in Farbe
Das Setting ist schnell erklärt: der Hauptcharakter ist eine Sensation an Antriebslosigkeit, es scheint schon fast so, als müsste man ihn zum Spaß haben zwingen. Zu alledem ist er rein körperlich das, was man im Allgemeinen als "Hemd" bezeichnet. Also nicht wirklich unsportlich, aber so kleine, schmale und zierliche Personen sollte man bei starkem Wind besser anbinden.
Also genau die richtige Person um Hauptdarsteller(-in) in einem Ninja-shounen zu sein!
Moment mal, Hauptdarsteller(-in)? Fast... dass der Hauptdarsteller auf seiner Schule allgemein als Junge angesehen wird und er im Schulsport nur mit anderen Jungs zusammen unterrichtet wird, sind wohl die einzigen Hinweise, dass es sich tatsächlich um einen Vertreter des männlichen Geschlechts handelt. Ansonsten könnte man ihn nicht nur optisch für ein Mädchen halten - sein offenkundiges Desinteresse am weiblichen Geschlecht tut sein übriges dazu. Aber: eigentlich hat er an garnichts Interesse, also wäre das auch wieder erklärt.
Da trifft es sich gut, dass diese Person einen alten mächtigen Zauber in sich trägt, die ultimative Ninjatechnik welche vor langer Zeit ersonnen worden ist: das "hijutsu" (verborgene Technik). Mit dieser mächtigsten aller Ninjatechniken könnte er der Herrscher der Ninja-Welt (genannt "Nabari") werden - und deswegen wird er gejagt, denn andere wollen das auch. Und ihm deswegen diese Technik aus dem Körper entfernen. Der Tod des Hauptdarstellers scheint dabei durchaus möglich und von Seiten der "bösen Ninjas" durchaus in Kauf genommen zu werden. Nun könnte er natürlich den Kampf aufnehmen, anfangen zu lernen um ein Ninja zu werden und sich wenigstens mit Grundtechniken und seinem hijutsu zu verteidigen - wenn ihm das nicht alles herzlich egal wäre. Es entbrennt ein alter Kampf um Macht aufs neue und die "bösen" wollen Rokujo ans Leder.
Aber das interessiert ihn nicht.
Die "guten" wollen Rokujo beschützen.
Aber das interessiert ihn auch nicht, und so zeigt er sich wenig kooperativ. Weshalb die Beschützer nicht nur mit einem mächtigen Feind aus dem Schatten zu kämpfen haben, sondern sich zudem die Möglichkeit erkämpfen müssen, Rokujo beschützen zu dürfen und zu können.
Habt ihr das jetzt alles gelesen? Ja? Und, ist euch was aufgefallen?
Richtig. Weder der Hauptcharakter noch der Anime nehmen sich oder das Genre so richtig ernst. Wer knallharte Ninja-Action sucht sollte sich eher an Klassiker wie "Basilisk" oder "Ninja Scroll" halten. Aber: dies ist dennoch kein Weichspülanime, es geht auch noch richtig zur Sache. Die Geschichte mit dem hijutsu gewinnt zwar keinen Innovationspreis, taugt aber allemal um einen unterhaltsamen shounen anzuleiern. Die Diskrepanz zwischen der "mir ist alles egal"-Haltung des Protagonisten und der Tatsache, dass er - rein theoretisch - der mächtigste Lebende Ninja ist und der Herrscher über den "Ninja-Untergrund" werden könnte dürfte noch für einige lustige Momente sorgen.
Genauso wie die Tatsache, dass Rokujo scheinbar eine Eigenheit des weiblichen Geschlechts perfekt kopiert hat: mit einem unschuldigen Augenaufschlag bringt er Vertreter der männlichen Spezies in große Verlegenheit. Und nutzt dies, um zu erreichen, was er will. Generell kokettiert der Hauptdarsteller recht häufig mit der Tatsache, dass er wie eine Frau wirkt. Das ist mal ein innovativeres Comedyelement
Wer diesem Anime keine Chance geben will, weil die Story zu "dünn" ist, hier noch ein klitzekleines Spoilerfitzelchen:
Dass der "Mentor" des Hauptcharakters, Kumohira, nicht nur der scheinbar beste Ninja vor Ort und sein Interimsenglischlehrer, sondern auch sein Bruder ist, dürfte künftig noch für Spannung sorgen. Denn warum Rokujou seinen großen Bruder nicht (er-)kennt und sich ihre Wege getrennt haben, steht genauso im Raum wie die "rote Eingangssequenz" welche absolut nichtssagend ist und dennoch die Quintessenz der Geschichte zu beinhalten scheint.
Technisch ist der Anime gut gemacht, die Animationen sind schön flüssig, die Kämpfe sauber und gut verfolgbar - man fragt sich nicht ständig, wo jetzt der Shuriken in dem Arm da herkommt oder warum plötzlich fünf Gegner mehr am Boden liegen, ohne dass man etwas gesehen hätte.
Zudem laufen die Kämpfe nicht allzu übertrieben ab, sie sind zwar weit entfernt von physikalischen Gesetzen, aber für die Genre-eigenen Gesetze absolut "glaubwürdig".
Die musikalische Untermalung ist auch ganz gut gewählt, haut aber auch niemanden um. Die Synchronsprecher machen ihren Job ebenfalls gut - und, ja, der Hauptchara hat eine Mädchenstimme. Ich hoffe mal, dass sich bei der Besetzung jemand Gedanken gemacht hat.
Fazit: ein Ninjaanime, der ausgetretene Pfade verlässt - was manchmal etwas erzwungen wirkt. Aber dennoch erfrischend ist. Wer auf Action steht, darf sich das bedenkenlos anschauen, darf aber auch keine Wunderdinge erwarten. Wer auf Ninja-animes steht, der darf dieser Serie bislang gut und gerne die Note 8,5 geben. Denn erstens gibt es soetwas in letzter Zeit recht selten, zweitens sind die Fans des Genres durch Bleach und Naruto in letzter Zeit nicht sonderlich verwöhnt (Diesen Fans spreche ich noch eine Warnung aus: trinkt vorher einen Kaffee. Kämpfe sind innerhalb von einer Folge zu Ende und was die Hintergrundgeschichte betrifft: wofür Bleach und Naruto eine Folge brauchen, wird hier in einem 15 Sekunden-Clip abgehandelt. ).
Drittens: er ist einfach unterhaltsam. Ich mag Ninja-Animes und freue mich auf die nächsten Folgen. Kann auch eine Begründung sein.
P.S.: Nach Ende der Serie gibt es wenig hinzuzufügen. Erwähnenswert sollten zwei Dinge sein: erstens ist die Action über die Gesamtlänge gesehen doch eher etwas im Hintergrund. Sie ist nicht so spektakulär wie in "normalen" Shonen und die Jutsus werden nicht annähernd in dem Maße zelebriert wie in typischen Vertretern des Genres. Es wird mehr Wert auf Persönlichkeitsentwicklung gelegt. Würde ja nichts ausmachen, wenn da nicht Punkt zwei wäre. Bei Punkt zwei geht es darum dass sich die Autoren für die Persönlichkeitsentwicklung der Hauptpersonen sehr viel Zeit lassen. Was im Grunde nicht schlechtes ist und jedem ermöglicht ja nichts zu verpassen, war für mich stellenweise eine Tortur. Ich brauche Dinge nicht fünfmal zu sehen/hören, um zu verstehen wie der Hase läuft. Deswegen hat dieser Anime - obwohl er nett & hübsch & mit einem gut gemachten Cast versehen ist - für mich einfach seine Längen gehabt. Gegen Ende nahm er zwar wieder etwas Tempo auf, aber im dritten Viertel brauchte er einfach zuviel Zeit um das wenige an Handlung zu präsentieren.
Endfazit: wer Ninjaaction sucht muss leider weitersuchen. Wer etwas Ninjaaction mit viel Persönlichkeitsentwicklung/Zwischenmenschlicher Beziehung möchte, der darf sich das ruhig anschauen. Leider hat es der Anime versäumt auf die durchaus auftretenden Fragen bezüglich "was braucht es um glücklich zu sein" und "mit welchen Mitteln darf man nach seinem Glück oder auch dem Glück aller menschen streben" einzugehen, sie dienten mehr als Aufhänger der gen Ende doch etwas halbseidenen Geschichte. Wenn man sieht dass es 25% Action, 25% Tiefgang und 50% zwischenmenschliche Beziehung gibt werde ich den Verdacht nicht los dass hier zwanghaft versucht wurde mehrere Zielgruppen auf einmal anzusprechen. Dieser Anime hat gute und schlechte Seiten - und genauso zwiegespalten ist meine Meinung über ihn.