„I should never have given birth to you.“
Kotoura-san, ein Anime mit Höhen und Tiefen, die sich gewaschen haben. Fängt man mit dem Anime an, dann erfährt man gleich zu Beginn was der Hauptcharakter Haruka in der Vergangenheit so durchgemacht hat. Drama wird hier also ziemlich groß geschrieben, doch wenn dann plötzlich das Opening anfängt, dann bekommt man die bittere Realität ins Gesicht geschlagen in Form von Frohsinn und Heiterkeit. Dieser Schlag hat solch eine Wucht, dass ich bezweifle, dass ein Profiboxer denselben Schaden hätte anrichten können.
Kotoura-san fährt also nicht nur die Dramaschiene, sondern will auch zeitgleich ein bisschen locker herangehen und wechselt gelegentlich die Spur auf die Comedyschiene. Zu Beginn macht der Anime auch alles richtig. Selten schafft man diesen Spagat so gekonnt, wenn man mich fragt. Aber das gilt leider nur für die ersten Episoden, denn mit der Zeit werden die Dramen unglaubwürdiger, berühren einen nicht mehr und die schon beinahe willkürlich gestreuten Gags ruinieren jedwede ernst zu nehmende Atmosphäre. Was zu Beginn so überzeugend war und mich oftmals an den Bildschirm hat fesseln können, wurde dem Anime nun zum Verhängnis.
Die Charaktere sind auch nicht immer das Gelbe vom Ei. Haruka, die Außenseiterin, die niemanden an sich ranlassen will, da sie zu viel Schmerz erdulden musste, trifft auf Yoshihisa, der die Reinkarnation der Perversion darstellt und aufgrund seiner dämlichen Art Haruka schnell für sich gewinnen kann. Allerdings ruft das dann Hiyori auf den Plan, die für Yoshihisa schwärmt und deshalb Mobbing in seiner reinsten Form ausführt, um die Gedankenleserin zu beseitigen. Dann wären da noch Yuriko, die Leiterin des ESP Research Clubs und ihr Stellvertreter Daichi. Beide wollen Haruka in ihren Club holen, da sie an die Existenz von Espern glauben und an diese stark interessiert sind. Ein bunter Haufen, um ehrlich zu sein, aber für die Comedy-Parts allemal zufriedenstellend. So bietet sich eine Tracht Prügel für den Perversling Yoshihisa geradezu an, was mitunter ziemlich schmerzhaft endet, wenn Hiyori, eine Kampfsportlerin, diese ausgeführt hat.
Aber nun genug von den Charakteren und den Anfängen der Story, kommen wir nun zur Musik. Wie ich weiter oben schon erwähnt habe, ist das Opening geprägt durch Frohsinn und Heiterkeit, was für viele vor allem am Anfang ziemlich befremdlich wirken dürfte. Man gewöhnt sich zwar mit der Zeit dran, aber es ist für wahr kein musikalisches Meisterstück. Dann gäbe es da natürlich noch das Ending bzw. die Endings. Mit insgesamt drei verschiedenen Versionen ist für jeden etwas dabei. Während das erste noch perfekt zur eher düsteren Stimmung passt und einen leicht melancholischen Ton mit sich bringt, wird im Zweiten die flache Brust von Haruka besungen und gelobt. Im dritten dürfen dann alle Seiyuus ihrer musikalischen Ader freien Lauf lassen und passen sich durch ihre fröhliche Art dem Opening ganz gut an. Die Hintergrundmusik ist oftmals gut gewählt und passt zu den entsprechenden Ereignissen hervorragend, auch wenn sie nicht immer heraus sticht.
So, das war mein Wort zum Sonntag der Musik, widmen wir uns nun dem animatorischen Samstag: Die Animation ist auf einem guten Niveau, wie es sich für ein Werk aus dem Jahre 2013 gehört. Hier merkt man auch, dass diese sich voll entfaltet, wenn es um die verschiedenen Gags und daraus resultierenden Grimassen der Charaktere geht. Auch in den dramatischen Momenten ist sie oftmals gut, ruiniert allerdings eine ernste Atmosphäre durch die Gesichtsausdrücke - wenn auch nicht immer.
Fazit: Kotoura-san hat einpaar nette Charaktere aufzuweisen und ist vor allem in den ersten Episoden ganz stark. Müsste ich auch nur diese bewerten, dann wäre Kotoura-san in meiner Liste ganz weit oben anzutreffen, allerdings wird einem mit der Zeit eine Enttäuschung auf höchstem Niveau geliefert, weshalb es nur für eine 7 reicht. Wem ich den Anime empfehlen würde? Ganz klar denen, die etwas für zwischendurch suchen und sich von beinahe schon willkürlich gestreuter Comedy berieseln lassen wollen. Wer allerdings ein Drama sucht, der wird hier nur zum Teil fündig.