Anspruch: | sehr viel |
Action: | wenig |
Humor: | wenig |
Spannung: | viel |
Zeichnungen: | 9 |
Vertraute Fremde ist ein Manga von
Jiro Taniguchi, der es blendend versteht, die Gefühle eines älteren Protagonisten rüberzubringen, der in seine eigene Kindheit zurückreist und diese noch einmal neu erlebt. Es ist einfach ungemein interessant zu verfolgen wie
Hiroshi Nakahara, der Protagonist, als eigentlich erwachsener Mann mit Familie und Kinder die Ereignisse neu erlebt und dabei wieder die schönen Dinge des Lebens kennenlernt.
Der Manga geht dabei ausführlich auf die Gedanken von
Nakahara ein, die ihn auf seiner Zeitreise begleiten, er darf wieder Zeit mit seinen Eltern verbringen und seiner kleinen Schwester, aber auch mit seinen Freunden aus der Schule. Nur wird es alles nicht so ablaufen, wie er es in Erinnerung hat, denn im Geiste bleibt er ein Erwachsener, dies bringt natürlich neue Probleme mit sich, lässt aber auch alte verbleichen. Früher hatte er die Schulzeit nicht so positiv gesehen wie er es nun tut, das Gefühl der Freiheit droht ihn oft zu übermannen und lenkt von seinen eigentlichen Sorgen ab, denn er weiß, dass sein Vater seine Familie verlassen wird.
So durchlebt der Protagonist eine kleine Reise der Selbstfindung und Wertschätzung des eigenen Lebens und das der anderen. Oft verwirrt von seinen neuen Gefühlen, reflektiert er stets sein Handeln und analysiert das der anderen. Seine große Erfahrung sorgt bei seinen Mitmenschen einiges an Verwirrung, da man ihn so vorher nicht gekannt hatte, doch dadurch werden ihm neue Seiten des alten Lebens zuteil.
Der eine Fokus liegt auf das Schulleben, auf die Freunde, denen er begegnet und um dessen Zukunft er schon weiß. Das wirkt sich auch auf sein Verhalten gegenüber ihnen aus, wodurch er auch neue Freunde kennenlernt, er lebt sein Leben auch wirklich neu, versucht also nicht alles so zu machen, wie es war. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auch auf eine Klassenkameradin, für die er früher geschwärmt hat.
Der andere Fokus liegt hierbei natürlich auf der Familie, insbesondere seinen Vater, dessen Beweggründe für sein Verschwinden er versucht zu finden bevor es zu spät ist. Die Beziehung zu seinem Vater wird hierbei deutlich in den Vordergrund gestellt, er fragt sich hierbei, ob sein Vater die Familie einfach nicht mehr so sehr liebt und weiteres.
Der Zeichenstil des Manga ist sehr realistisch gehalten, die Figuren haben dementsprechend viele Details und auch die Hintergründe sind wunderschön.
Taniguchi schafft es der Stadt aus den 60er Jahren Leben einzuhauchen, sodass der Leser sich immer mehr dort heimisch fühlt. Emotionen werden sehr gut transportiert, auch wenn es stellenweise ein bisschen zu starr wirkt. Nichtsdestotrotz bekommt man hier ein Prachtwerk zu sehen, dass sich sicher nicht verstecken muss.
Empfehlen tu ich den Manga an alle, die erwachsene und anspruchsvollere Manga mögen, die einem selbst auch zum Nachdenken anregen.
Vertraute Fremde ist ein intensives Erlebnis, für das man sich die Zeit gönnen sollte, dieses auf sich einwirken zu lassen. Wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann mit diesem Werk eigentlich nichts falsch machen.