Viele Fans scheinen mit dem episodischen Ablauf dieser Serie nicht zufrieden zu sein. Für mich hat genau dieser Fakt dazu beigetragen, dass sich vor meinen Augen ein packender Spionage-Krimi entwickelt hat – auch wenn es natürlich stärkere und schwächere Folgen gab.
Story
Zwar wird immer wieder wage ein roter Faden präsentiert und auch der Hintergrund von Yūki und dem einen oder anderen Spion erzählt, doch man hält sich hier nicht stringent an eine Chronologie und die Serie hat auch kein Ziel, sondern besteht lediglich aus dem Weg. Man könnte es als einzelne Kurzgeschichten sehen, welche manchmal einen losen Zusammenhang haben, aber dafür als einzelne Episoden durchaus stark wirken. Natürlich gibt es immer wieder schwächere Fälle; so empfand ich den Fall in China zum Beispiel sehr vorhersehbar; doch die meisten konnten einen anhaltenden Nervenkitzel herbeiführen und durch einige Twists überzeugen ohne dabei zu abgehoben zu wirken oder in gängige Anime-Klischees zu verfallen.
Charaktere
Oftmals waren die Charaktere nur ein Mittel zum Zweck und durch den Aufbau der Serie war es nicht leicht für alle das gleiche Maß an Sympathie aufzubringen. Ich persönlich habe mich aber gleich in eine Hand voll von Mitgliedern des D-Kikan verliebt, da sie in ihrer Rolle brilliert haben. Macht nicht gerade dies einen Charakter gut, wenn er ohne viel Screentime ein Gefühl im Zuschauer auslösen kann? Man wird dem ein oder anderen cleveren Spion sicherlich auf den Leim gehen und bei einigen schade finden, dass sie im Endeffekt nur eine Chance haben zu scheinen. Meine persönlichen Favoriten waren definitiv Miyoshi und Yūki, doch auch die Anderen hatten ihre Stärken. Im Grunde hing es oft damit zusammen, was die einzelne Folge zugelassen hat… aber durch Realismus und den Verzicht auf die übelsten Tropen hat man immerhin einen glaubwürdigen Cast.
Animationen
Ich möchte gleich sagen, dass ich nicht verstehen konnte, dass viele das Design als schlecht abgetan haben, nur weil die einzelnen Charaktere keine grünen Haare und strahlend blaue Augen haben – dies ist aber wohl Geschmacksache. Der realistische Look passt aber durchaus zu dem Gesamtwerk und beweist vor allem, dass man eine Diversität alleine durch Gesichtsstrukturen, Augen und vielleicht noch die Haarfarbe machen kann. Abseits davon war die Qualität immer eher im oberen Feld, wobei die etwaigen Filter und Farbwahlen viel zur Atmosphäre beigetragen haben. Keine quietschbunten Farben, sondern meistens eine raue Umgebung und viel Spiel mit Dunkelheit, sofern die Szene es erlaubt. Hin und wieder hätte etwas mehr Sorgfalt dem Ganzen gut getan, aber im Groben waren die Animationen stimmig und ordentlich.
Musik
Die Musik war mir in vielen Fällen zu dezent und die Tracks wurden oftmals wiederholt. An sich waren diese zwar gut gewählt, aber ich bin mir sicher, dass man dem kompletten Werk noch einen Feinschliff hätte verleihen können, wenn mehrere einzelne Stücke eine größere Tragkraft gehabt hätten oder penetranter eingesetzt worden wären. Nicht unbedingt schwerwiegend in Bezug darauf, wie sehr mir die Serie sonst gefallen hat, dennoch etwas schade. Aber dafür waren das Opening und das Ending in dieser Season mitunter das Beste was meine Ohren zu hören bekommen haben.
Fazit
Ich kann durchaus verstehen, dass einem das Episodische nicht gefällt, halte Joker Game aber dennoch für einen Anime den man gerade deswegen sehr gut empfehlen kann, wenn man jemanden in die Welt der japanischen Animationsserien einführen will. Der komplette Verzicht von Fanservice und der realistische Stil sind eine willkommene Abwechslung zu all den Moe-Serien (die ich natürlich dennoch mag) und den quietschbunten Alternativen. Mir hat es gefallen und für mich eines der Highlights im Frühling 2016. Außerdem darf ich noch anmerken: Solltet ihr ein Gentleman-Spionage-Kerl im sexy Anzug sein, dann sendet mir bitte Heiratsanträge. Ich werde euch verfallen.