Wer in Kurzfassung wissen möchte, ob es sich lohnt, den Anime anzusehen: Bloß nicht!
Wer die Langfassung lesen möchte, kann sich auf ein kleines Bashing einstellen.
Dieser Anime ist eine Ansammlung lauter Stereotypen des Fighting-Shounen-Genres. Ohne übertreiben zu wollen, wirken Story und Charaktere so auf mich, als wären sie innerhalb weniger Minuten konzipiert worden. Es wird nichts Neues geboten. Die erfolgreichsten Fighting Shounen haben es geschafft, sich von anderen Serien abzuheben, indem sie ihre eigene Identität entwickelt haben. Black Clover schafft das nicht. Die Erfolgsformeln dieser Animes werden lieber kopiert - nur in schlecht. Besonders auffällig sind die Ähnlichkeiten zu Fairy Tail, vermischt mit ein bisschen Naruto.
In der Story geht es um Asta, der sich zum Ziel gesetzt hat, der Wizard King zu werden, obwohl er keine magischen Kräfte besitzt. Das erinnert schon einmal stark an Luffy aus One Piece, der Piratenkönig werden will, bzw. Narutos steinigen Weg zum Hokage. Sein Freund und Rivale, der hochtalentierte Yuno, hat dasselbe Ziel. Die Beziehung der beiden weist Ähnlichkeiten zu Naruto und Sasuke bzw. Natsu und Gray aus Fairy Tail auf, wobei Asta und Yuno doch einen deutlich freundlicheren Umgang miteinander pflegen, was zumindest ein bisschen Eigenständigkeit in die Sache bringt. Wie Asta es schaffen will, sein Ziel zu erreichen, ohne selbst Magie zu beherrschen? Er scheint wohl einen Dämon in sich zu tragen, was ihn zu etwas Besonderem macht. Narutos Kyūbi und Kurosaki Ichigos Hollow lassen grüßen.
Was das Setting betrifft, hätte es kaum näher an Fairy Tail sein können. Ob man einen weiteren Fighting Shounen braucht, der in einer Welt spielt, in der Magie im Mittelpunkt steht? Ich nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn die Umsetzung so schlecht ist wie hier.
Die Protagonisten und Antagonisten sind - wie zu erwarten war - in Gruppen aufgeteilt. Die Guten gehören zu den Wizard Knights, die Bösen zu einer Formation, die sich „White Night Eye“ nennt. Die Wizard Knights teilen sich in mehrere Squads auf. Man will ja das Wort „Gilde“ aus Fairy Tail vermeiden. Asta gehört zu dem Black Bull Squad, in dem sich die größten Querulanten der Wizard Knights befinden. Yuno gehört zu dem privilegierten Golden Dawn Squad.
Was den Anime so richtig schlecht macht, sind die Charaktere. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass ich kaum einen Anime gesehen habe, der schlechtere Charaktere zu bieten hat; vor allem in Anbetracht der großen Episodenanzahl, in der es möglich gewesen wäre, die Charaktere entwickeln zu lassen. Asta ist nur am Herumschreien und wirkt eher wie eine Parodie auf Naruto und Natsu. Und er schreit wirklich immer herum, nicht nur bei Kämpfen. Er brüllt auch immer dasselbe. Ich kann sein „Mada da! Mada mada!“ (übersetzt: „Not yet! I’m not done yet!“) nicht mehr hören. Yuno ist einer der wenigen Charaktere, die normal sind und einen nicht auf die Nerven gehen, auch wenn er ein bisschen blass wirkt in diesem Haufen voller Clowns.
Am schlimmsten sind aber die Nebencharaktere. Diese besitzen jeweils eine bestimmte Marotte, auf die sich die ganze Persönlichkeit aufbaut. Als Beispiel nehme ich Astas Teamkollegen vom Black Bull Squad. Gordon Agrippa spricht so leise, dass man ihn kaum verstehen kann. Das war’s. Mehr kann ich über ihn nicht sagen. Und das nach 51 Folgen. Und dieser Gag wird jedes Mal bis zum Erbrechen wiederholt, wenn er auf der Bildfläche erscheint. Und das nicht nur bei ihm, sondern auch bei allen anderen Nebencharakteren. Noch schlimmer ist Grey, der zwar ein cooles Charakterdesign hat, aber die ersten 40 Folgen gar nichts gesagt oder getan hat. Später gab es dann eine kleine Überraschung, die mich aber wenig beeindruckt und seine Charakterentwicklung nicht wirklich weitergebracht hat, weil nicht mehr darauf eingegangen wurde und es scheinbar nicht einmal seine Squad-Kollegen interessiert hat. Charmy Papittoson hingegen denkt nur ans Essen. Besonders schlimm finde ich Gauche Adlai, der den Begriff „Siscon“ auf ein neues Level treibt. Es ist nicht nur so, dass er andauernd seine kleine Schwester im Kopf hat - was ihn genauso eindimensional wie alle anderen Charaktere macht -, nein, er bekommt dabei auch Nasenbluten, was in Animes sonst immer ein Zeichen von sexueller Stimulation ist. Hier dürfte für manche schon eine gewisse Grenze überschritten worden sein. Für mich einer der unsympathischsten und nervigsten Charaktere ever. Immerhin wurde die Vergangenheit von ihm und seiner kleinen Schwester abgehandelt. Und zwar innerhalb von zwei Minuten. Das hat wenig dazu beigetragen, ihn wirklich gut kennenzulernen und Verständnis für seine Macke zu entwickeln. Das hat z.B. One Piece viel besser gemacht. Dort wurde jedem Mitglied der Strohhutbande eine eigene Arc gewidmet.
Was noch nervt, sind gewisse Akzente, Dialekte, Phrasen und Standardwörter bzw. -sätze, die bestimmte Charaktere immer wieder von sich geben. Ein Beispiel dafür wäre Sekke Bronzazza, der einen mit seinem „Fuhha!“ (oder „Buh Ha!“, je nach Übersetzung) in den Wahnsinn treibt. Man hat das Gefühl, als wären diese platten Charaktere sprechende Puppen, die ihr winziges Repertoire herunterrattern, sobald man die am Rücken befestigte Schnur zieht.
Einen winzigen Lichtstrahl in diesem schwarzen Loch schlechter Charaktergestaltung gibt es aber dennoch: Zufälligerweise spreche ich von einem Charakter, der „Licht“ heißt. Er ist der Boss von White Night Eye. Am Anfang völlig kaltgelassen, scheint an ihm mehr dran zu sein als gedacht. Generell gefallen mir die Bösewichte ein bisschen besser als die Helden.
Ein weiterer Minuspunkt ist der unterdurchschnittliche Zeichenstil bzw. die miesen Animationen. Ich habe sogar das Gefühl, dass der Zeichenstil immer schlechter wurde. So als ob jeder Beteiligte keine Motivation mehr gehabt hätte, sich nur ein klein bisschen für diesen miesen Anime ins Zeug zu legen. Es wurde teilweise nicht einmal geschafft, die Augen so zu zeichnen, dass sie geradeaus sehen. Es sah so aus, als würden sie schielen. Und wenn man sich bei einer Einstellung denkt: „Bäh“, dann sagt das schon eine Menge aus.
Kämpfe sind für einen Fighting Shounen sehr wichtig. Diese sind jedoch auch langweilig. Vielleicht lassen diese mich aber auch nur deshalb kalt, weil der Rest des Animes katastrophal ist und mir die Charaktere egal sind.
Es ist aber nicht alles grauenhaft. Immerhin gibt es ein nachvollziehbares Kampfsystem. Sobald die Magier ihre Fähigkeiten gut genug entwickelt haben, bekommen sie ein Zauberbuch - auch Grimoire genannt - mit einem dreiblättrigen Kleeblatt auf dem Umschlag. In diesen Grimoires stehen bereits ein paar Zaubersprüche, wobei leere Seiten mit neuen erweitert werden können. Die Magier beherrschen die verschiedensten Hauptkategorien (z.B. Water Magic oder Flame Magic), worauf weitere Unterkategorien (z.B. Creation Magic, Binding Magic oder Recovery Magic) aufbauen. Mit Creation Magic kann man eine feste Form erschaffen, Binding Magic hält den Angegriffenen gefangen, Recovery Magic kann Personen heilen. Ein Beispiel für einen Zauber der Hauptkategorie wäre Flame Magic/Spiral Flames, womit man Flammen schießen kann. Beispiele für die Unterkategorien wären Water Creation Magic/Slashing Sea-Serpent - das sozusagen eine aus Wasser bestehende Schlange aus dem Nichts kreieren kann-, Water Binding Magic/Sea Serpent's Coils, das eine Schlange erschafft, die den Gegner umwickelt, oder Plant Recovery Magic/Dream-Healing Flower Cradle, das einen Käfig herbeizaubert, der Verletzte heilen kann. Leider ist dieses Kampfsystem aber wenig innovativ und scheint auch innerhalb kürzester Zeit entwickelt worden zu sein. Kein Vergleich zu den Jutsus in Naruto, den Teufelsfrüchten und Haki in One Piece, den Zanpakutōs und Hollowkräften in Bleach, Nen in Hunter x Hunter oder den philosophischen Ansätzen in Tenjō Tenge.
Ein bisschen Abwechslung gibt es aber Dank der Spirit Magic. Besonders talentierte Magier haben ein vierblättriges Kleeblatt auf ihrem Grimoire, wodurch sie von einem Geisterwesen begleitet werden, das ihnen noch mehr Kraft beisteuert. Asta hat sogar ein fünfblättriges, was wohl der Grund dafür ist, dass er den schon angesprochenen Dämon in sich trägt.
Die bereits angesprochene minimalistische Herangehensweise, bei der man denkt, der Mangaka hätte die ganze Geschichte und alle Charaktere während einem längeren Toilettenaufenthalt entwickelt, möchte ich mit einem Beispiel aus dem letzten Arc vertiefen. Der Black Bull Squad machte sich auf, um an einem besonders geheimnisvollen Ort einen bestimmten Gegenstand zu suchen. Das Design dieses Ortes war jedoch ungemein langweilig. Die Bewohner hatten weder ein bestimmtes Charakterdesign noch irgendetwas anderes an sich, das sie von normalen Menschen unterscheidet. Innerhalb von wenigen Minuten trafen sie auch schon den wenig interessanten Ältesten des Ortes, der ihnen den gesuchten Gegenstand überreichen würde, sollten sie an einem Spiel teilnehmen, aus dem sie siegreich hervorgehen würden. An diesem Punkt dachte ich, es würde spannend werden, doch das Spiel wurde kurz nach Beginn unterbrochen, weil sich White Night Eye eingemischt hat. Es folgte ein Kampf, der eigentlich ganz in Ordnung war. Am Ende fiel ihnen der Gegenstand quasi wie aus heiterem Himmel in die Hände, ohne noch etwas tun zu müssen. Der Gegenstand selbst sorgte für wenig Aufsehen. Sie nahmen ihn einfach unbeeindruckt mit, als hätten sie gerade eine Semmel in der Bäckerei gekauft. Keine Szene wirkte so, als wäre sie zumindest unter ein bisschen Anstrengung entstanden.
Wenn man sich einen Fighting Shounen ansehen möchte, gibt es genug bessere Alternativen: z.B. Dragon Ball, Hunter x Hunter, One Piece, Naruto, Bleach, Fairy Tail, Fullmetal Alchemist Brotherhood, Toriko, The Seven Deadly Sins, Boku no Hero Academia, Tenjō Tenge, Mob Psycho 100, Soul Eater oder D.Gray-man. Wer diese schon alle gesehen hat und auf der Suche nach etwas Neuem ist, sollte einen großen Bogen um Black Clover machen und seine Suche fortsetzen.
Anfangs waren nur 51 Episoden geplant. Es wurde jedoch vor kurzem angekündigt, dass er fortgesetzt wird. Was ich mich jetzt frage: Wie zum Teufel hat er das geschafft!?
Dass der Anime von mir bis hierhin trotzdem gutgemeinte 2 Sterne bekommen hat, liegt nur daran, dass ich großer Fan von Fighting Shounen bin und mich deshalb sogar diese Katastrophe einigermaßen unterhalten konnte.
Commenti (1)
Zuerst finde ich deine Vergleiche mit naruto, fairy Tail usw. lächerlich. Nur weil es zwei Konkurrenten gibt, muss eine Story nicht von einer anderen geklaut haben. Sonst könnte ich auch einfach sagen, dass Naruto und Fairy tail von Pokemon geklaut haben. Aber auch der Vergleich zum Hokage finde ich ähnlich lächerlich: willst du ernsthaft sagen, dass jeder Anime, wo ein niederer Charakter zum stärksten werden will von einem anderen geklaut hat? . Zu sagen, dass die Story geklaut ist, ist kurzsichtig. Es gibt so viele Anime, die das selbe Ziel haben: Spontan fallen mir My Hero Academia und Highschool DxD als Beispiel ein, aber selbst Ash aus Pokemon verfolgt dieses Ziel. Ebenfalls ist das Magie-System aus Fairytail und Black Clover grundverschieden.
ich würde gerne noch mehr sagen, aber dafür ist hier leider kein Platz mehr.