The Ancient Magus’ Bride (2017)

Manche Kapitel des Manga fallen ja schon extrem lang aus, allein die ersten zwei umfassen 80 Seiten, und entsprechend sind auch keine weiteren innerhalb der ersten zwei Episoden umgesetzt worden. Ich habe sie mir inzwischen einmal durchgelesen und bin nun noch gespaltener über den Anime. Es wurde zwar der grobe Aufbau beibehalten, ansonsten ließ man aber eine Menge an wichtigen Details aus. Für den Zuschauer bleibt (vorerst?) unverständlich was es mit den Kristallblumen auf sich hatte oder was hinter Chise als Sleigh Beggy steckt, auch um Elias spannt sich gleich ein deutlich größeres Mysterium. Darüber hinaus verläuft der Manga auf einer würdevolleren Ebene, wird also nicht durch unpassenden Humor ins lächerliche gezogen. Ich werde es wohl nie nachvollziehen können, was daran so schwer fällt, zumindest die wesentlichen Inhalte einer Vorlage mit umzusetzen.

Der Autor war jedenfalls auch noch nie auf Island gewesen oder hatte sich zumindest die Mühe gemacht etwas zu recherchieren, vielmehr sah seine Vorstellung davon nach mittelprächtiger Fantasy aus. ^^ Immerhin durften noch ein paar Papageientaucher über die Landschaft fliegen. Das "Schicksal" des alten Drachen wurde jedoch sehr schön in Szene gesetzt, auch wenn ich ohne meine neu erworbenen Kenntnisse aus dem Manga wieder manches nicht verstanden hätte.

Die scheinbare Entführung wird seltsam schnell abgehakt. Eine unnötige Finte, die Worte und das Grinsen des vermeintlichen Entführers hätte ruhig anders ausfallen können, um nicht so 08/15 zu wirken. Allgemein nimmt mich die Folge nicht so mit wie die vorherigen, dabei kommen sogar Drachen vor. Diese ähneln eher Dinosaurier als eine der typischen Drachenformen, was aber auch Sinn macht.

Die ganze Situation mit den alten Drachen ist nicht schlecht. Er scheint aus Fels zu bestehen und ist von Moos übersäht. Wirklich ein seltener Anblick, hatte ich bisher nur einmalig als Boss in einem JRPG gesehen. Sein telepatischer Ausflug ist auch ganz nett. Ohne Maschinen selbst zu fliegen ist ein großer Traum des Menschen. Dennoch plätschert die Folge so vor sich hin. Zwar ganz nett, aber so episodenhaftig soll es bitte nicht weitergehen.

Allmählich bin ich ernüchtert: Wird aus einem Werk mit (vermeintlichem) Potential sukzessive eine Gurke? Dank eines anderen Kommentars weiß ich jetzt, warum ich mich als Zuschauer in dieser Folge fast schon abgehängt fühlte: Die Umsetzung ist einfach lückenhaft. Zwar wurde der hektische Abschluss der vorherigen Folge nun etwas ausführlicher gezeigt, aber dennoch ist es mir nach den reichlich 20 Minuten schleierhaft, warum Chise und Elias überhaupt ins Land der Drachen gereist sind. Um nach dem Rechten zu sehen? Eine Antwort erfährt man nicht wirklich. Genauso absurd ist, dass Chise von Lindel, dem Hüter der Drachen, entführt wurde, die Aktion aber keinerlei Sinn hatte, weil Lindel eh schon klar war, dass Elias postwendend auftauchen würde. Wozu all das? Es wird ja nicht mal mehr wirklich darauf Bezug genommen …

Da ist es auch kein Wunder, dass die Auseinandersetzung zwischen dem sterbenden Uraltdrachen Nevin und Chise effektlos an mir vorbeiging. Das galt vor allem für die Szene, in der Nevin Chise zeigt, wie er einst flog – die sollte bestimmt voll schön wirken, doch gelingen wollte es eben nicht. Unterschlagen wurde auch die Erklärung, warum Lindel einen Samen in Nevin gepflanzt hatte. Werden die Drachen nicht von allein zu Bäumen? Wurde das schon immer so gehandhabt? Und dass der Baum so schnell wuchs, lag natürlich an Chise ungebändigter Magie; das wurde aber nicht gezeigt, sonder nur implizit erwähnt – in einem einzigen Nebensatz! Und kaum war der Drache tot, da mussten Elias und Chise auch schon wieder abreisen. Episode 3 ist nicht nur fade, sondern erzählerisch schon fast ein Debakel.

Randnotiz 1: Jeder Isländer dürfte bei den Massen an Grün neidisch sabbern.

Randnotiz 2: Natürlich gibt es wieder Slapstick-Einlagen; gleich zwei davon sind ziemlich fehl am Platz – das wird offenbar zum Trend (oh große Freude).